Felsige Küstenabschnitte, die sich mit einsamen Buchten abwechseln, ruhige Mangrovenwälder, dschungelige Pfade und kleine Vögel mit knallblauem Gefieder, die an uns vorbeisausen. Haben wir ihn tatsächlich gefunden – unseren Lieblingsort in Kambodscha?
Und da ist sie wieder, die Großstadtmüdigkeit. Wir ertappen uns dabei, nicht aus der Wohnung kriechen zu wollen, um der Reizüberflutung Phnom Penhs zu entkommen. Die Übernachtung letztens am anderen Mekongufer, die im schwimmenden Bungalow, hat gut getan, war aber viel zu kurz. Es musste ein neuer Mini-Urlaub her. Unser anvisiertes Ziel: Der Ream-Nationalpark im Süden Kambodschas, unweit der Küstenstadt Sihanoukville, die besonders unter Party-Backpackern beliebt ist. Vier Nächte buchen wir im Monkey Maya – der bisher einzigen Anlage am Rande des Parks und machen uns auf den Weg.
Nach einer längeren Busfahrt (unser Gefährt gibt zwischenzeitlich den Geist auf und so muss ein Ersatzfahrzeug her) kommen wir am späten Freitagnachmittag im Nationalpark an. Der Himmel ist bereits verdunkelt, doch das Meer glitzert noch zwischen den verbleibenden Sonnenstrahlen. Kaum angekommen, heißen uns zwei Hunde freudig willkommen und begleiten uns auf unserem ersten Standspaziergang. Sie jagen sich wild an der Küste entlang, versuchen Krebse auszubuddeln und kommen immer wieder mit sandbestäubten Schnauzen angerannt, während wir barfuß durchs badewannenwarme Meer streifen. Hier ein Wolkenbruch, dort ein kleiner Sommerregen im Sonnenuntergangslicht, quietschender Sand unter unseren Füßen und kein einziger Mensch in Sicht. Zu kitschig, um wahr zu sein. Abends kugeln wir uns in die gemütlichen Korbsessel der offenen Bar bzw. des Restaurants mit Blick aufs Meer, schlürfen Kokosnüsse, Cocktails und bestellen in den nächsten Tagen alle veganen und vegetarischen Optionen, die die Speisekarte hergibt (die Auswahl ist ziemlich gut und es gibt wechselnde Spezialgerichte).
Wir leben in die Tage hinein, das obige Programm on repeat. Unternehmen einen weiteren Spaziergang an der felsigen Küste entlang, krabbeln über nasse Steine, freuen uns über jede tierische Begegnung, wie zum Beispiel eine hübsche Eisvogelart, die hier heimisch ist (collared Kingfisher) und entdecken zwischen komplett steinigen Strandabschnitten kleine sandige Buchten, die für den Moment nur uns zu gehören scheinen. An einem anderen Tag wagen wir uns mit dem Kajak aufs stürmische Meer und paddeln mit wackligen Armen bis zum Eingang eines kleinen Mangrovenwäldchens, in dem wir wieder ganz alleine unterwegs sind. Im Schatten der Bäume gönnen wir uns eine kleine Siesta, bis uns die Moskitos nicht mehr in Ruhe lassen. Später erkunden wir einen kurzen Dschungelpfad, der uns, abgeschirmt von der Meeresbrise, bei hoher Luftfeuchtigkeit im Nu klitschnass-klebrig werden lässt und wandern einen weiteren Weg bis zum nächsten Dorf, immer den Geräuschen von Hornvögeln folgend, die sich uns sogar für einen Augenblick im Geäst direkt am Strand zeigen. Morgens und abends genießen wir den Ausblick von unserem Bungalow aufs Meer, zählen Sterne und schlafen nachts bei geöffnetem Fenster zum Wellenrauschen und den zirpenden und quakenden Geräuschen des Dschungels ein.
Ihr merkt, wir haben den Ort sehr ins Herz geschlossen und hoffen, noch einmal dort verweilen zu können, bevor noch mehr Anlagen aus dem Boden sprießen. Vielleicht haben wir dann auch Glück und sehen das fluoreszierende Plankton, das sich an besonders bewölkten Nächten am Strand zeigen soll. Vielleicht macht euch unser kleines Video noch mehr Lust, dieses besondere Fleckchen Erde aufzusuchen oder es für eure zukünftige Kambodscha-Reise einzuplanen. Weiter unten findet ihr praktische Tipps, was Anreise & Kosten angeht.
Ream National Park from Bärnd Magazin on Vimeo.
Abseits der Komfortzone
Wenn ihr das Stückchen Naturparadies genießen möchtet, müsst ihr ein paar Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen. In der Anlage gibt er nur Strom vom 18-24 Uhr. Nachts müsst ihr also ohne Ventilator schlafen, was auch bei offenem Fenster und Meeresbrise zum Teil sehr warm werden kann. Das Wasser aus der Leitung kommt nicht immer durchgehend und oft ist es schlammig-braun, da es aus einer Quelle gefördert wird. Ihr könnt euch aber problemlos damit waschen. Moskitos sind eine Plage, ihr braucht auf jeden Fall ein gutes Insektenspray. Das hält jedoch nicht immer die lästigen Sandfliegen ab, euch zu stechen. Das fiese: Sie sind klein und gemein, ihr Stich piekt nur kurz, verursacht jedoch einen fast zwei Wochen anhaltenden Juckreiz. Ansonsten solltet ihr auch keine Angst vor Krabbeltierchen haben. Ameisen sind normal, ob im Restaurant oder Bungalow, Geckos krabbeln durch die Hütten und mit etwas Glück findet ihr auch einen putzigen Frosch im Handtuch.
Wilde Strände
Das Wasser hier ist zwar nicht türkisblau und der Sand nicht plüschig-weiß, dafür hat der Strand seinen eigenen etwas verwilderten Charme. Man kann in den Wellen plantschen und eben viel herumspazieren. Wie vielerorts seht ihr auch hier angeschwemmten Müll rumliegen, die Mitarbeiter tun jedoch ihr bestes, um wenigstens in Anlagennähe die Strände sauber zu halten. Vorbildhaft: Ihr könnt zum Spaziergang einen Müllsack mitnehmen und etwas beim Aufräumen helfen. Pro gesammelten Müllsack gibt’s ein Freibier an der Bar.
Anreise aus Phnom Penh zum Nationalpark
Täglich fahren mehrere Busse aus der Hauptstadt in den Süden. Giant Ibis gilt als eine der zuverlässigsten und sichersten Unternehmen, rangiert aber auch an der oberen Preisspanne. Die klimatisierten Busse starten direkt am Nachtmarkt und es gibt Gratis-Gebäck und Wasser. Der frühste Bus geht um acht Uhr morgens und braucht, wenn ihr Glück habt, nur viereinhalb Stunden nach Sihanoukville. Ist euer Ziel der Ream-Nationalpark, so gebt dem Fahrer kurz Bescheid, dass er euch an der Kreuzung kurz vorm Flughafen rauslassen soll. (ca. 40 Minuten vor der Endstation). Wenn ihr da seid, ruft ihr beim Monkey Maya an, sie organisieren euch dann ein Tuk-Tuk, das euch in etwa 20 Minuten bis zur Anlage fährt. Wer nicht so sehr aufs Budget schauen muss, kann natürlich auch von Phnom Penh nach Sihanoukville fliegen und sich vom Tuk-Tuk am Flughafen abholen lassen.
Und was kostet der Spaß?
Die Busfahrt mit Giant Ibis kostet 11$ pro Person, ein Tuk-Tuk oder Taxi zur Anlage 7-10$. Für einen Bungalow mit Doppelbett und eigenem Bad zahlt man 25$ die Nacht (jedenfalls jetzt in der Nebensaison). Ihr könnt aber auch für nur 5$ pro Person im Mehr-Bett-Bungalow nächtigen: Auch dieses hat einen tollen Meerblick und sogar Hängematten auf der Terrasse. Im Übernachtungspreis ist das Frühstück nicht inklusive und es befindet sich kein anderes Restaurant, Hotel oder ähnliches in der Nähe. Ihr seid also auf das Essen im Monkey Maya angewiesen. Je nach Gericht auf der Speisekarte müsst ihr 3,50-6$ zahlen, Wasserflaschen könnt ihr für 0,50$ nachfüllen. Zusatzkosten kommen auch noch hinzu, wenn man sich Kajaks ausleiht. Wir haben insgesamt für 5 Tage bzw. 4 Nächte rund 300$ für uns beide ausgegeben.