Nach Bali, Borneo und Laos erkundeten wir nun noch Myanmar – unsere letzte Südostasienreise in diesem Jahr. Das Land wird zurzeit in den Medien ähnlich wie Kuba gehypt als Reiseziel – besonders authentisch soll es sein und noch nicht so touristisch überlaufen. Beides sehen wir etwas kritischer: Es ist natürlich sehens- und erlebenswert – und in ein paar Jahren ist Myanmar vielleicht sogar noch etwas leichter und günstiger zu bereisen, ihr müsst also nicht unbedingt sofort hin, wie viele propagieren – hier ein paar Tipps und Highlights:
1. Zugfahren
Nichts für alle, die es bequem und schnell mögen: Die Bahnen in Myanmar wackeln bzw. rumpeln die Gleise entlang, wie wir es bislang noch nicht erlebt haben. Man wird nicht nur ordentlich nach links und rechts durchgeschaukelt, nein, es schleudert einen regelmäßig richtig vom Sitz hoch – Essen und Trinken wird da ziemlich abenteuerlich, nehmt euch also am besten leicht verspeisbare Snacks mit. Unsere Strecke von Yangon nach Bagan dauerte 20 Stunden. Das schönste waren die Aussichten auf Land und Menschen (unzählige Möglichkeiten für tolle Fotomotive), der Sonnenuntergang und –aufgang, sowie die vollmondbeleuchtete savannenähnliche Nachtlandschaft. In unserem Wagon gab es auch Liegen, das ließ sogar ein wenig Schluckauf-Schlaf zu.
2. Zeit fürs Reisen einpacken
Wenn ihr wie wir aus Öko- und Kostengründen so wenig wie möglich innerhalb eines Landes fliegen möchtet, dennoch viele Orte erkundet möchtet, müsst ihr viel Zeit für die Reisen von A nach B einplanen. Neben unserer 20-stündigen Zugfahrt kam noch eine 15-stündige Schiffsfahrt dazu, eine 14-stündige Busfahrt sowie mehrere Sammeltaxi-Trips, die zum Teil auch noch jeweils an die zwei Stunden für eine Richtung veranschlagten. Ungeduldig dürft ihr auch nicht sein, oft werden die Fahrtzeiten nicht eingehalten (eigentlich nie). Ihr könnt euch dann in Gelassenheit und im Nichtstun üben.
3. Mit dem Elektrobike durch Bagan
Für viele Touristen ist Bagan das absolute Highlight ihrer Reise und auch unter den Einheimischen gilt: Wer nicht wenigstens einmal in Bagan war, ist kein richtiger Burmese. Uns hat es dort super gefallen: Die über 3000 Pagoden und Ruinen verteilen sich auf einer weitläufigen Landschaft, die wie eine Mischung aus Savanne und Toskana anmutet. Auf den Wegen begegnet man immer wieder Kuh- und Ziegenherden. Am besten erkundet man die Umgebung mit Fahrrad oder dem leisen und langsamen Elektroroller. Auch wenn die Wege teilweise sehr sandig und hügelig sind, kommt man gut voran (nur einmal sind wir mitten in die Kakteen am Wegesrand hineingeschlittert). Die großen Tempel sind alle gut besucht und teilweise bis direkt vor den Eingang mit Souvenirständen gepflastert – man kann dem Trubel aber auch immer wieder entkommen und sich in Mini-Ruinen verstecken, die kaum einer besucht. Ein Muss ist der Sonnenaufgang und –untergang von einem der Tempel, auf die man hochsteigen kann. Hier ist der Andrang riesig: Also entweder ganz früh einen Platz sichern oder einen der kleinen Tempel zur Sonnenbeobachtung wählen.
4. Im Goldrauch schwelgen
Schon wenn man vom Flughafen in Yangon in die Stadt reinfährt, wird man mit einem riesigen Schild begrüßt: „Welcome to Myanmar – The golden land“ – und tatsächlich hat man schnell den Eindruck, dass hier alles blinkt und funkelt, vor allem die Pagoden und vor allem Mandalay. Dort hat die Goldblättchen-Herstellung eine lange Tradition und man kann direkt einen Blick in die Werkstätten werfen und etwas Gold erwerben. Mit den Goldblättchen könnt ihr zum Beispiel eure Desserts verzieren – oder ihr macht es wie die Burmesen und beklebt den riesigen Goldbuddha in Mandalay damit (dürfen jedoch nur Männer).
5. Leben auf dem Wasser
Am Inle See hat es uns besonders gut gefallen, es ist vergleichsweise ruhig und man hat viel frische und kühle Luft. An keinem Ort sonst in Südostasien bisher haben wir es erlebt, dass es morgens und abends teilweise 15 Grad frisch wird. Hier könnt ihr die vielen Stelzenhäuschen auf dem Wasser bestaunen und die schwimmenden Gärten. Wenn ihr Glück habt, sichtet ihr auch Boote, die gerade von der Ernte in die Stadt einfahren und vollbeladen mit Tomaten sind. Wir empfehlen euch früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang am See zu sehen und die Ruhe vor dem Touri-Ansturm zu genießen. Abends könnt ihr auch eine Ruderbootsfahrt machen, statt die vielen motorisierten Gefährte zu nutzen. Und wem es mal doch zu kalt wird: Legt einen Abstecher zu den heißen Quellen von Khaung Dhaing ein.
6. Kochkurs am Inle Lake
Unser bester Kochkurs bisher (Mr. Ming Cooking Class). Wir hatten das Glück, dass sich außer uns keiner sonst für den Kurs angemeldet hat; so konnten wir, ohne Rücksicht nehmen zu müssen, ausschließlich vegane Gerichte zubereiten. Nach einem Marktbesuch ging es mit dem Boot zur wohl schönsten Kochkurslocation, die man sich vorstellen kann: Direkt auf dem Wasser in einem kleinen Häuschen auf Stelzen mit großer Terasse zum Essen und umgeben von schwimmenden Gärten. Wir haben zehn Gerichte gekocht, darunter ein Shan-Tofu-Curry (Tofu aus Kichererbsen), einen Teeblättersalat und Lauchzwiebel-Pakoras mit Tamarinden-Dip. Alles unglaublich yummie!
7. Märkte erkunden
Auch wenn ihr keinen Kochkurs mitmacht, empfehlen wir euch dringend einen Marktbesuch, vor allem morgens und vor allem in Nyaung Shwe. Hier herrscht ein wunderbar buntes Treiben und der Markt ist stark auf Kräuter, Gemüse und Obst ausgerichtet. Die Fisch- und Fleischstände sind klein und etwas abgegrenzt, ihr müsst also nicht durch tote Tiere hindurch, wie es sonst oft in Asien der Fall ist. Toll ist es zu sehen, wie die Frauen teilweise im Schneidersitz inmitten von ihrer Ware sitzen und dass sich viele auf ein bestimmtes Lebensmittel spezialisieren. So gibt es die burmesische Omi, die ausschließlich Knoblauch verkauft, eine andere die nur Bananen, Bananenblätter und -blüten anbietet oder den Herrn, der nur Shan-Tofu und Shan-Tofu-Salat im Angebot hat.
8. Menschen fotografieren
Ihr habt es vielleicht schon auf Instagram bemerkt: Wir haben diesmal vergleichsweise viele Portraits hochgeladen. In keinem Land sonst ist es uns bisher so leicht gefallen, Menschen zu fotografieren. Alle waren super-freundlich und gelassen und keiner hat abweisend darauf reagiert, als wir unsere Kameras zückten. Ganz im Gegenteil, manche haben sich extra noch Zeit genommen etwas zu posieren. (In Bagan und am Inle See wird es euch besonders leicht fallen, Portraits zu schießen, da das Leben hier etwas gemächlicher voran geht, in Yangon und Mandalay gehts definitiv hektischer zu.)
9. Kokosnussschlürfen am Strand
Nach zwei Wochen Landerkundung haben zwei Tage am Pool und Strand Faulenzen richtig gut getan. Man kann die Eindrücke gut verarbeiten, während man einfach nur in der Liege ein Buch nach dem anderen liest, ab und zu in den Wellen plantschen geht oder den Sonnenuntergang gebührend mit einer frischen Kokosnuss genießt. Wir waren in Ngwe Saung, was etwas weniger bekannt und kleiner ist als Ngapali – dafür aber auch etwas günstiger. Das einzig störende sind die Motorräder, die ab und zu direkt am Strand entlangfahren (obwohl es eine Straße gibt).
10. Vegan & Vegetarisch unterwegs
Wenn man es fisch- und fleischlos will, wird man in Myanmar gut fündig (nachdem man sich vorher etwas informiert hat). Vor allem in Bagan gibt es viele vegetarische Restaurants (am besten hat es uns bei Khaing Shwe Wha geschmeckt) und auch sonst findet ihr fast überall ein paar veggie-Gerichte auf den Speisekarten. Neben Gerichten mit Shan-Tofu könnt ihr euch durch eine Vielzahl an Salaten essen (Teeblättersalat, Algensalat, Tomatensalat, Avocadosalat, Ingwersalat, Zitronensalat…), sagt aber zur Sicherheit immer dazu, dass ihr es ohne Fischsauce und ohne getrocknete Shrimps haben möchtet. Ganz interessant: Es gibt in Myanmar tolle Avocados, die verputzen die Burmesen jedoch am liebsten süß als Shake oder Lassi oder pur in dicke Stücke geschnitten und mit Zucker bestreut.