Letzten Monat reisten wir noch eine Ecke weiter in den Osten: Es ging für zweieinhalb Wochen nach Japan. Wie für viele, stand auch für uns Japan schon lange auf der Reisewunschliste und wir waren sehr gespannt auf Land, Leute und natürlich das Essen. Außerdem freuten wir uns, zwei Freundinnen aus Deutschland wiederzusehen, die einen Teil der Reise mit uns verbrachten.
Nun wie gewohnt unsere Highlights & und Vorbereitungs-Tipps für eine entspannte Zeit in Japan:
1. Die passende Route finden
Da lange Spaziergänge oder Wanderungen hier in Kambodscha kaum möglich sind, bzw. bei dem Wetter auch nicht angenehm, wählten wir in Japan bewusst eine Reiseroute mit schönen Strecken zum Laufen aus. Die Mischung auf Städten und Natur hat uns sehr gut gefallen. Unsere Route (Tokio – Hakone – Nakasendo Weg – Kyoto – Kumano-Kodo-Weg – Koyasan) ist also für alle empfehlenswert, die zwischen den Großstädten auch Dörfer und schöne Landschaften sehen möchten. Prinzipiell könnte man auch ausschließlich in Tokio & Kyoto zwei Wochen oder länger verbringen und durch Tagesausflüge von dort schöne ruhige Orte entdecken. Und wer Slow-Travel bevorzugt, könnte sicher zwei bis drei Wochen alleine in Tokio oder Kyoto verweilen, um noch entspannter in die jeweilige Stadt und ihre Umgebung einzutauchen.
2. Tokio & Kyoto entspannter erkunden
Die vielen Menschen in den Metros zur Rushhour oder an Sightseeing Hot-Spots, Blinke-Reklamen und Konsumtempel: Das kann einen in Tokio und Kyoto schnell ermüden. Daher sollte man öffentliche Verkehrsmittel möglichst nicht zu Stoßzeiten benutzen und sehr beliebte Tempel & Co. früh am Morgen besuchen, bevor sie mit Touristen überschwemmt werden. Was uns aber am meisten geholfen hat unsere Energiereserven wieder aufzuladen: In den vielen Gärten spazieren und einen Matcha-Tee in einem der dortigen Teehäuser genießen. Unsere Lieblingsgärten in Tokio waren der Rikugi-en-Garten und der Shinjuku-Gyoen-Park. In Kyoto der kleine Murin-an-Garten. Eine weitere schöne Möglichkeit zu entspannen, vor allem in Tokio, ist es hoch hinaus zu fahren auf Aussichtsplattformen oder zu einer Rooftop-Bar. Von oben sieht alles ja gleich viel geordneter und ruhiger aus. Was uns in beiden Großstädte auch gut gefallen hat: Obwohl sie sehr belebt sind, findet man nur wenige Straßen außerhalb der üblichen Attraktionen oft komplett ruhige Wohngebiete.
3. Wandern in Japan
Im ganzen Land verteilt findet man in Japan schöne Wanderwege, nicht zuletzt weil Japan zu zwei Dritteln aus Gebirgen besteht. Die Wege, die wir gelaufen sind, waren super ausgeschildert und existieren schon seit vielen hundert Jahren. Wir wanderten an drei Tagen entlang des Nakasendo-Weges, einem alten Handelsweg zwischen Tokio und Kyoto. Wegabschnitte mit großen Pflasterscheinen durch die Wälder sind dabei noch zum Teil erhalten und man kommt an alten Poststädtchen vorbei, die mit Teestuben, Souvenirlädchen und Streetfood locken. An drei weiteren Tagen erkundenden wir die Wege des Kumano-Kodo-Pilgerwegs und die in den Bergen gelegene Stadt der Mönche Koyasan. Beides auf der Kii-Halbinsel gelegen, südlich von Kyoto & Osaka. Wer sich noch mehr für unsere Wanderstrecken interessiert: Zu beiden Routen schreibt Klaus demnächst einen separaten Beitrag.
4. In Onsen baden
Als Onsen bezeichnet man in Japan heiße Quellen, aber zum Teil auch Städte, die bekannt für die heißen Quellen sind. Man kann zum Beispiel in der Stadt „Yunomine Onsen“ am Kumano Kodo Wanderweg in verschiedenen Onsen baden. Ein besonderes Onsen ist dort zum Beispiel „Tsuboyu Onsen“, was sogar als eine Welterbe-Stätte gilt. Dabei handelt es sich um ein kleines Steinbad, direkt über einem Flüßchen gelegen, um das die Bewohner eine Holzhütte gebaut haben. Nur bis zu zwei Leute passen gleichzeitig in das Bad, daher ist es gleichzeitig ein Privatbad, das man für 30 Minuten nutzen kann. Länger hätte ich es vermutlich auch nicht ausgehalten, mir wurde es dann doch zu heiß. Ist natürlich vor allem in den kälteren Monaten nach Wanderungen schön. Das besondere an der Quelle: Das Wasser soll angeblich sieben Mal am Tag seine Farbe ändern (die Blautöne variieren).
Als bequemer zu erreichende Alternative können wir Hakone empfehlen. Das ist in einem Tag von Tokio aus machbar. Der Ort ist ebenfalls für seine heißen Quellen bekannt. Man kann entweder in einer Unterkunft übernachten, die eigene Bademöglichkeiten hat (teuer), oder gar ein Zimmer mit Privat-Onsen buchen (sehr teuer) oder in ein öffentlich zugängliches Onsen gehen und dort in den Gemeinschaftsbädern plantschen (meist recht günstig) oder sich, wie wir, ein Privat-Onsen für ca. eine Stunde mieten (moderat). Und wer noch nicht so recht weiß, ob das mit den Onsen überhaupt was sein könnte: An verschiedenen Orten in Hakone gibt es auch „Fuß-Onsen“ (quasi umsonst), wie z. B. im Außenbereich des Hakone Open-Air-Museums oder im schönen Naraya-Cafe. Allgemein: Die Gemeinschaftsbäder sind immer nach Geschlechtern getrennt und man darf keine Badebekleidung tragen. Und wer tätowiert ist, kommt leider in die meisten der öffentlichen Quellen auch nicht rein.
5. Schöne und bezahlbare Unterkünfte finden
Japan ist kein günstiges Pflaster, vor allem, wenn man wie wir meistens in Südostasien herumreist, wo alles einen Ticken günstiger ist. Unser Tipp: Unterkünfte nicht spontan, sondern so früh wie möglich buchen, dann hat man die Chance, etwas Bezahlbares zu finden (ist natürlich Ansichts- und Gewohnheitssache, was man als günstig empfindet). Die besonders schöne, aber leider teure Möglichkeit, in Japan zu nächtigen ist in einem „Ryokan“; etwas günstiger sind „Minshuku“. Ansonsten stehen Hotels, Hostels und Privatwohnungen und -häuser zur Auswahl. Wir haben unsere Unterkünfte rund ein halbes Jahr vorher gebucht und im Schnitt 80 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer, meistens mit Gemeinschaftsbad, gezahlt (Hostels und Airbnb-Unterkünfte). Ryokans dagegen kosten 200-400 Euro die Nacht für ein Doppelzimmer (dafür ist meistens Abendessen und Frühstück inklusive; wer neugierig ist, wie ein Ryokan aussieht, kann zum Beispiel auf selected-ryokan.com stöbern).
6. vegan & vegetarisch unterwegs
Wer auf gut Glück in ein japanisches Restaurant geht, hat es oft nicht einfach, etwas Veganes oder Vegetarisches zu bestellen, da leider Tofu- und Gemüsegerichte häufig mit Dashi (Fischbrühe), Benito (Fischflocken), Austernsauce oder ähnlichem „verfeinert“ werden. Was dann meistens noch übrig bleibt, sind Pommes & Edamame (junge Sojabohnenschoten mit etwas Gewürz, die als Vorspeise oder Snack zum Knabbern beliebt sind). Satt macht das natürlich nicht. Daher am besten vorher schon schauen, wo sich die vegetarischen, veganen oder veggie-freundlichen Restaurants und Cafés verstecken. Vor allem in Tokio, Kyoto und Koyasan findet man viele Möglichkeiten. Unser Favorit war „Tofu Sorano“ in Tokio, in dem es viele vegetarische Optionen gibt, von am Tisch frisch zubereiteten Tofu, über Avocado-Tofu, Tofu-Haut-Röllchen mit Auberginen bis hin zu Desserts wie Tofu-Cheesecake oder Tofu-Tiramisu. Ist definitiv auch jedem zu empfehlen, des bisher nicht soviel mit Tofu anfangen konnte. Auch sehr lecker: Vegane Ramen bei Ts TanTan in der Tokyo-Station. Und wer in Koyasan übernachtet, wird vermutlich wie wir in den Genuss von (fast) veganer, traditioneller japanischer Küche kommen, da die Mönche dort mehr der weniger konsequent vegan oder vegetarisch leben. So konnten wir dort außer den Klassikern (Reis und Miso-Suppe) auch den leckeren Goma-Tofu probieren (ein Tofu, der nicht aus Sojabohnen, sondern aus Sesam hergestellt wird), Gemüse-Tempura mit Grüntee-Salz oder Algensalat.
7. Japanisch kochen lernen
Auf unseren Reisen lieben wir es, Kochkurse zu besuchen. So freuten wir uns auch auf den veganen Kochkurs in Kyoto (Initia Japanese Cooking Class), auch wenn wir an dem Tag durch das viele Laufen erschöpft waren und der Kurs abends stattfand. Bei Taro und seiner Mutter Miyoko lernten wir einfache Gerichte kennen, die Japaner daheim gerne zubereiten. Neben der perfekten Reiszubereitung, konnten wir verschiedenen Miso-Pasten verkosten und erfahren, wann sie eingesetzt werden, kochten eine Misosuppe mit Kombu-Algen-Brühe, Reis mit Pilzen, ein Hijiki-Algen-Karotten-Gemüse mit frittierten Tofustückchen und einen leckeren, marinierten Gurkensalat. Frisch selbstgemacht schmeckt natürlich alles sehr lecker und gegessen wurde in einem klassischen japanischen Zuhause in gemütlicher Atmosphäre. Doch auch wer zum Beispiel lernen möchte, wie man ein bestimmtes traditionelles Gericht wie Sushi, Gyoza (gebratenen Teigtaschen) oder Okonomiyaki (omelette-artige Gemüse-Pfannkuchen) zubereitet, kann das in Kochkursen tun (z. B. gesehen bei Yucas Japanese Cooking in Tokio).
8. Japanischen Tee schlürfen & essen
Ein Grund, wieso ich mich besonders auf Japan freute, war die Liebe der Japaner zum Tee. Und da wurde ich nicht enttäuscht. Man kann in vielen kleinen Teehäusern ganz ungezwungen und ohne Zeremonie richtig guten Matcha schlürfen (warm). Dazu gibt es klassischerweise eine kleine Süßigkeit (meistens ein Wagashi oder Mochi auf Basis von Reismehl, oft mit einer süßen Füllung aus roter Bohnen-Paste). Statt Wasser trinken die Japaner auch unterwegs gerne ungesüßten grünen Eistee, den man in allen Supermärkten und an Automaten bekommt. Er wurde auch schnell mein täglicher Begleiter. Daneben mixen Barkeeper Tees in Cocktails oder man findet Tee-Salz zum Dippen auf den Tischen. Und speziellen Dessert-Cafés und Läden (vor allem in Kyoto) bieten Süßes mit Matcha an, wie Pudding, Kuchen, Kekse, Windbeutel etc. Es gibt zudem Eisläden, die sich auf Matcha-Eis spezialisieren. Bei Suzukien in Tokio kann man zum Beispiel zwischen sieben verschiedenen Matcha-Eis-Qualitäten bzw. „Stärken“ wählen. Außer Matcha sind aber auch Grünteesorten in Japan beliebt wie Sencha, Gyokuro und Bancha (darunter fällt auch der lecker karamellig schmeckende Hojicha-Tee). Mehr über die verschiedenen Sorten schreibe ich bald in einem extra Eintrag.
9. Sprachbarrieren
Während unserer Reise sind wir meistens mit Englisch weitergekommen. Manche Japaner sprechen gut Englisch, manche nur ein paar Bröckchen und andere wider rum sprechen Japanisch und hoffen, dass man sie versteht. Es empfiehlt sich also ein paar Phrasen Japanisch vor dem Urlaub zu lernen. In den schwierigen Fällen hat uns sonst die Japanisch-Englisch-Übersetzungsfunktion von Google-Translate weitergeholfen. Ansonsten funktionierte die Kommunikation mit Händen und Füßen auch. Etwas anstrengender war es in Super- bzw. Lebensmittelmärkten: Denn hier sind die Bezeichnungen der Produkte fast immer nur auf Japanisch und die Schriftzeichen-Übersetzungs-App hat leider nicht so gut funktioniert. Ist etwas ärgerlich, weil man dann nicht herausfindet, ob ein Produkt vegan oder vegetarisch sein könnte. Im Zweifelsfall also lieber nochmal die Verkäufer fragen.
10. Japanische Toiletten
Es gibt sie wirklich überall, die sagenumwobenen japanischen Hightech-Klos. Praktisch: Selbst an jeder Metro-Haltestelle und auch an Bahnhöfen außerhalb der Großstädte findet man kostenfreie öffentliche Toiletten, die sauber sind! Je nachdem wie „ausgerüstet“ das Klo ist, kann es schon mal passieren, dass man beim Betreten des stillen Örtchens mit einem bunten Leuchten aus der Kloschüssel begrüßt wird, während sich die Klobrille automatisch hochklappt und mit beheizter Klobrille und Meeresrauchen-Sound zum Verweilen einlädt. Also nicht erschrecken, da ist nichts kaputt. Wer experimentierfreudig ist, kann auch die sonstigen Funktionen am Bedienfeld des Klos ausprobieren, doch Vorsicht: Bei manchen muss man auch wieder einen Stopp-Knopf drücken, der vielleicht nicht als solcher erkennbar ist (da auch hier wieder alles mit japanischen Schriftzeichen versehen ist). Ansonsten findet man neben den modernen Toiletten aber auch noch hier und da „traditionelle“ Hock-Klos.