Die Welt der schwarzen Tees ist für mich noch Neuland, ich trinke am liebsten Grün- und Oolong-Tees. Seit unserer Sri Lanka-Reise bin ich jedoch auf den Geschmack gekommen. Für alle, die Tee lieben und mehr darüber erfahren wollen, setze ich nun Bärnds-Teestunde aus dem Magazin hier auf dem Blog fort. Den Anfang macht unsere kleine Sri Lanka-Tee-Expedition.
Zugfahrt ohne Tee-Happy-End
Wir sind unterwegs im Zug von Sri Lankas Hauptstadt Colombo ins Hochland nach Ella. Fast neun Stunden ruckelt die Bahn im Schritttempo voran, während mein Blick über vorbeiziehende Teeplantagen schweift. Schade, dass im Zug kein Tee serviert wird – bei dem Auf und Ab wäre das aber weniger gemütlich als es klingt. Wir kommen abends im Bergstädtchen Ella an und beziehen unsere Unterkunft mit tollem Blick auf die umliegenden Teefelder. Eine Kanne Schwarztee als Willkommensgetränk steht schon auf dem Balkon bereit. Schmeckt wie jeder Schwarztee aus dem bekannten gelben Tütchen. Vielleicht ist schwarzer Tee einfach nicht mein Fall?
Tea-Tasting auf einer besonderen Plantage
Neuer Tag, neues Glück. Wir haben uns für einen Tagesausflug eine kleine Teefarm außerhalb von Ella ausgesucht. 40 Minuten fahren wir mit dem Motorroller durch hügelige Straßen, vorbei am riesigen Ravana-Wasserfall und entlang von fast verlassenen Pfaden zum Amba-Tea-Estate. Die Gründer haben sich auf Bio-Tee spezialisiert und zahlen ihren Mitarbeitern faire Löhne. Beides eine Seltenheit in Sri Lanka. Jeden Tag gibt es um 11 Uhr eine kostenlose Führung durch den kleinen Betrieb und die Farm. Wir sind schon etwas früher da und setzen uns in den Garten zwischen Pfirsich- und Avocadobaum, am Hauseingang sortieren Frauen Kaffeebohnen aus. Von Teeplantagen erstmal keine Spur. Zu uns gesellen sich eine Familie aus Japan und ein Pärchen aus England. Dann kann die Führung für Teefreunde losgehen.
Hier sieht es ganz anders aus als auf den riesigen Monokultur-Plantagen, die wir aus dem Zug sehen konnten. Teepflanzen wachsen auf dem Anwesen in kleinen Gärten inmitten von Obst-, Zimt-, Nelkenbäumen und Kaffeesträuchern, gut versteckt in schattigen Plätzchen, die den Pflanzen besonders gut bekommen. Und letztlich auch ausschlaggebend sind für den besonderen Geschmack des Tees. Karuna, einer der Amba-Manager, führt uns durch die kleine Naturidylle, gibt Infos zur Teepflanze und zum Teeanbau in Sri Lanka und zeigt uns schließlich die kleine Fabrik, in der noch fast alles von Hand produziert wird. Riesige Maschinen sucht man hier vergeblich. Stolz ist Karuna darauf, dass Amba zwar nur wenige Sorten in kleinen Mengen herstellt, dafür in hervorragender Qualität. Die einzelnen Sorten erklärt er uns mit Begeisterung. Das anschließende Tea-Tasting ist freiwillig und kostet umgerechnet etwa 2,50 Euro.
Neben weißem und grünem Tee probieren wir auch einen Kräuteraufguss aus Zitronengras und die Spezialität des Hauses, ein Ceylon-Tee der Güte „Tippy-Golden-Orangen-Pekoe“. Eine der besten Tee-Qualitätsstufe: Nur ganze, und in diesem Fall nur handgerollte, Blättchen und Blattspitzen kommen hierfür in Frage. Auch Nicht-Tee-Experten fällt der Unterschied auf zwischen diesem kupferfarbenen Tee und dem herkömmlichen, braunen Aufguss aus dem Beutel. Der Amba-Ceylon-Tee riecht süßlich, schmeckt fruchtig-zitronig, zugleich weich und ein bisschen nach Honig. Sollte man am besten pur probieren, ganz ohne Milch und Zucker. Es war bei mir zwar nicht Liebe auf den ersten Schluck, aber von Tasse zu Tasse konnte ich den Geschmack besser verstehen. Den Großteil der Produktion (etwa 90 Prozent) exportiert das kleine Unternehmen in andere Länder. Der Rest ist für die Mitarbeiter und ihre Familien, und ein noch kleinerer Rest findet sich in dem winzigen Shop auf der Farm. Je nachdem, wann man hier vorbeischaut, kann das Angebot mager sein. Wir konnten dennoch ein paar der leckeren Tees für daheim ergattern.
Neben dem oben genannten Tee landete auch ein Ceylon-Chai-Tee in unsere Souvenirtasche, der schön pfeffrig schmeckt, und ein besonders hübsch gerollter Schwarztee als Mitbringsel. Zimt haben wir auch gleich noch eingepackt. Selbstgemachte Konfitüren bietet die Farm übrigens auch zum Verkauf an. Die kleine Tee-Reise hat mir auf jeden Fall Lust gemacht, mich näher mit Ceylon-Tee zu befassen und die verschiedenen Sorten zu probieren. Wer nicht gerade demnächst nach Sri Lanka reist, findet auch in deutschen Online-Shops eine Auswahl an Bio-Ceylon-Tees. Und wen es mal doch auf die Insel im indischen Ozean verschlägt, für den haben wir hier noch ein paar Fakten und Tipps.
Mini-Tee-Historie
Bis Anfang der 70er hieß Sri Lanka Ceylon. Der Name Ceylon-Tee bezeichnet daher Schwarztees aus Sri Lanka. Erst seit dem 19. Jahrhundert baut man auf der Insel Tee an. Davor war Sri Lanka vor allem für den Kaffeeanbau bekannt. Jedoch wurden die Kaffeepflanzen großflächig von einer Pilzseuche heimgesucht und vernichtet. Das britische Empire verordnete daraufhin den Anbau von Tee auf der Insel. Tatsächlich bietet das Land optimale klimatische Bedingungen für die Teepflanze und man kann die Blätter hier das ganze Jahr über ernten. So schaffte es die Insel, obwohl flächenmäßig kleiner als Bayern, das Exportland Nr. 1 für Tee zu werden. Das senkte auch den Teepreis in Europa mit der Zeit erheblich. Heute steht Sri Lanka auf Platz 4 der weltweit führenden Exportländer. Rund 95 Prozent der Ernte geht ins Ausland, darunter vor allem Schwarztee. Nur ein kleiner Rest des Tees bleibt im Land selbst, weshalb es so schwierig ist, außerhalb von Teefarmen und besonderen Hotels wirklich guten Tee im Land selbst zu trinken. Ceylon-Tee landet bei uns zum Beispiel im English-Breakfast-Tee, aber auch zusammen mit Assam in der Ostfriesentee-Mischung.
Schwarzer Tee aus Sri Lanka schmeckt niemals gleich. Neben der Anbauweise ist vor allem die Region entscheidend für den Geschmack. Ein Tee aus dem Hochland ist meistens feiner und aromatischer als die kräftig schmeckenden Tees aus Pflanzen, die in tieferen Regionen wachsen und oft mehr Sonne abbekommen. Ganz unkritisch kann man den Teeanbau auf der Insel jedoch nicht sehen: Für einige Plantagen wurde Regenwald abgeholzt, oft kommt viel Chemie auf die Felder und die Pflückerinnen werden für ihre harte Arbeit größtenteils alles andere als fair entlohnt.
So kommst du zum Amba-Tea-Estate
Das Amba-Tea-Estate liegt in der Uva-Provinz im Hochland Sri Lankas. Von dem touristischen Städtchen Ella aus kannst du dir entweder einen Motorroller leihen und selbst hinfahren oder dich mit einem TukTuk hinfahren lassen. Für die Strecke braucht man ca. 30-40 Minuten. Um 11 Uhr vormittags geht die kostenlose Führung täglich los. Wer unsicher ist, ob sie auch tatsächlich stattfindet (zum Beispiel auf Grund von Feiertagen), kann vorher beim Estate kurz anrufen und sich ankündigen.
Neben der Führung, kannst du an dem anschließenden Tea-Tasting teilnehmen, in dem kleinen Shop stöbern oder auch lecker zu Mittag in dem idyllischen Garten essen. Wer länger bleiben kann, dem empfehlen die Mitarbeiter schöne Spaziergänge und Wanderungen, zum Beispiel zum nahe gelegenen Wasserfall, in dem man sich auch gut abkühlen kann. Und wer noch mehr Zeit mitbringt, kann direkt auf der Farm im Gästehaus übernachten und die ruhige Ecke länger genießen. Dann hat man vielleicht Glück und kann morgens den Pflückerinnen bei der Arbeit über die Schulter schauen oder genauer beobachten, wie Kaffee oder Konfitüren auf der Farm hergestellt werden.